Freitag, 5. Januar 2007

Dezember 2006

München, Dezember 2006


Zurück in Damaskus - in Gedanken ...


Mehr als ein halbes Jahr nach unserer Rückkehr aus Damaskus haben wir uns hingesetzt, um unsere "Newsletter" von damals in Form dieses Blogs zu veröffentlichen.

Zum einen möchten wir diese wunderschönen Erfahrungen, die wir in einem Jahr Syrien gemacht haben, mit allen teilen, die ähnliche Interessen an fremden Kulturen haben oder einfach nur gerne spannende Lebensberichte aus fernen Ländern lesen.

Zum anderen wollen wir auch eine Möglichkeit bieten, über diese Plattform die interkulturellen Unterschiede zwischen Europa und (einem Teil) der arabischen Welt auf zu zeigen und so zu ihrem Abbau bei zu tragen.

Über Kommentare, Anregungen, Fragen, Erfahrungs- austausch, Diskussionsbeiträge oder einfach nur Meinungen freuen wir uns!

Wir haben es bisher noch nicht geschafft, wieder nach Damaskus zu reisen - aber sobald wir es tun, werden wir gerne hier von unseren neuen Erfahrungen berichten.

Viel Spass beim Stöbern, Lesen oder Lachen - am besten im Mai 2005 anfangen, da hat alles begonnen!


Andreas & Michaela

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April 2006

Damaskus, April 2006


Abschiedsgrüße aus Damaskus!


Nun befinden wir uns schon in den letzten Wochen... Ein Jahr ist es beinahe her, dass wir von München aus nach Damaskus aufgebrochen sind, um in der ewigen Stadt zu arbeiten und zu leben. Nun läuft unser Vertrag aus und damit neigt sich auch unser Aufenthalt hier dem Ende zu. Trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse gerade im Beruf können wir uns über diese einmalige Chance sehr glücklich schätzen und haben dieses Jahr wahrlich genossen.

Das Land und seine Menschen sind einmalig auf dieser Welt und wir haben während unseres Aufenthaltes sehr viel Schönes erleben dürfen. Und in den letzten Wochen hat sich der Syrer nochmal richtig ins Zeug geworfen, um uns zu zeigen, was er alles kann: eine dreiviertelte Sonnenfinsternis am wolkenlosen Himmel, ein Erdbeben mit schwankendem Hotelturm mitten in der Nacht und ein Sandsturm, der ganz Damaskus in gelb tauchte!

Aber das sind nicht die einzigen Dinge, die uns mit der Zeit ans Herz gewachsen sind und die wir in Deutschland sicherlich sehr vermissen werden:


Einkaufsparadies Syrien

Einkaufen in Damaskus hat allgemein einen gänzlich anderen Charakter als in Deutschland: ob man will oder nicht, man baut in sehr kurzer Zeit ein persönliches Verhältnis zu allen Shop-Inhabern in mittel- und unmittelbarer Umgebung auf, bei denen man wenigstens einmal vorbeigeschaut hat. Große Kaufhäuser existieren nicht, alles ist in kleinen oder Kleinst-Läden untergebracht und der Inhaber selbst steht normal hinter der Theke – gerade als blonder Zopfträger bleibt man da natürlich in Erinnerung! Und geben tut es hier wirklich alles; man muss nur wissen, in welchem Spezial-Souk man danach suchen muss!


Im Souk zur Haupteinkaufszeit


Allein die Schaufenster sind zumeist schon eine Wonne: liebevoll dekoriert, jeder Zentimeter bis ins kleinste ausgenutzt und vollgehängt, unendlich bunt und vielfältig – auch wenn die Auswahl im Laden selbst dahinter meist ziemlich zurücksteht... Klamotten gerade für Männer sind eine Wonne: der Hemdkauf wird schnell zur Sucht, was bei dem durchschnittlichen Preisniveu von € 10 – 15 für ein topmodisches Exemplar auch überhaupt kein Wunder ist. Businesshemden sind mit rund € 25 schon fast teuer, allerdings gibt es dafür hochwertigste Stoffe und teilweise wird auch direkt auf den Leib geschneidert.

Besonders verlockend sind die Zeiten des Schlußverkaufs: über einen Zeitraum von rund sechs Wochen ist fast alles um 50% reduziert – wer kann da noch widerstehen...? Schals und Tunikas runden das Angebot für die Damenwelt ab, und selbst die Unterwäsche ist wunderschön, hat allerdings einen Nachteil: es gibt ausschließlich B-Cup im Angebot, was die anatomischen Besonderheiten der weiblichen Oberweite nur ungenügend berücksichtigt – es ist uns bis heute ein Rätsel, wie die durchschnittliche (gewichtige) einheimische Frau damit zurecht kommen kann!


Stoff- und Deckenladen im Tekkiye Souk


Aufgrund der niedrigen Einkommen sind Dienstleistungen generell absolut preiswert:
  • Hemd waschen und bügeln € 0,70;
  • Anzug reinigen € 1,50;
  • Hosen kürzen ebenfalls € 0,70;
  • Schuhe reparieren und putzen €2,00;
  • 1 km Taxi fahren € 0,15.
Weitere interessante Beispiele für potentielle Gesundheitstouristen:
  • Wurzelbehandlung mit Füllung € 90;
  • Professionell vermessene Brille mit allem PiPaPo: € 40.
Die lokale Musikindustrie ist ebenfalls sehr umtriebig: neueste CDs gibt es frisch gebrannt für € 1,15, falls der Titel gerade nicht vorhanden ist, muss man halt fünf Minuten warten (wird dann im Hinterzimmer schnell organisiert...). Immer lohnenswert ist auch ein Besuch beim örtlichen DVD-Dealer, der z.B. King Kong innerhalb von 24 Stunden besorgt – für € 1,50 muss man halt die arabischen Untertitel inkauf nehmen.

Und auf Essen und Trinken möchten wir an dieser Stelle gar nicht eingehen, denn sonst erwischt uns die Melancholie schon jetzt vor unserer Abreise...: Säfte... Vorspeisen... Eis... Gewürze... Obst... Süßigkeiten... Nüsse... seufz..................


Jordanien

Tja, und wenn das alles noch nicht reicht, dann bleibt immer noch der Ausflug nach Beirut oder Amman – beide Städte sind gerade mal drei Stunden von Damaskus entfernt und schon ist man wieder mittendrin im „westlichen“ Leben! Und das haben wir Anfang April nochmal für eine Woche Urlaub genutzt und uns frech in Jordanien ans Rote Meer geworfen. Lustige Situation, wenn man in Aqaba am Strand sitzt und übers Wasser gleichzeitig auf saudisches, ägyptisches und israelisches Land schauen kann, alles innerhalb von 40 km Küste!

Die Auszeit hat uns nach den stressigen Arbeitswochen in Syrien auch ziemlich gut getan und unsere Energien nochmal runderneuert für den Endspurt. Danach haben wir uns noch einen langgehegten Traum erfüllt: einen Tour und eine Übernachtung im Wadi Rum, der einzigartigen Wüstenlandschaft im Süden Jordaniens. Bizarre Felsformationen stechen dort aus dem Untergrund hervor und verwandeln die ganze Region in ein endloses Meer aus Stein und Sand. Und was wir zwar schon oft gehört aber nie so richtig geglaubt hatten: im Frühjahr mit den Regenfällen kann die Wüste wirklich grün sein von lauter kleinen Pflanzen, die mitten aus dem Boden wachsen! Als Abschluß gab es dann am nächsten Morgen noch den Sonnenaufgang, der die Berge in ihrer ganzen Farbenpracht erstrahlen ließ – das frühe Aufstehen hatte sich dafür definitiv gelohnt!


Grüne Wüste im jordanischen Wadi Rum


Maher

Der wohl größte Dank für dieses eine Jahr gebührt dem Mann, der unser Überleben durch Geschick und Voraussicht jeden Tag wieder aufs Neue gesichert hat: Maher, unser syrischer Fahrer, mit dem wir so manche brenzliche Situation auf den Strassen dieses Landes gemeistert haben. Ob Pferde auf der Autobahn, keifende Beduinenfrauen beim Überqueren der Strasse oder wildes Stau-Hopping – Maher wusste immer einen Ausweg (bis auf einmal, als er bei Regen doch etwas zu schnell war und in den Vordermann hineingerutscht ist... – aber das ist bei rund 50.000 km Fahrleistung wohl zu vernachlässigen!).

Interessante Pointe ist natürlich der Fakt, dass Maher ausschließlich arabisch spricht. Dadurch waren wir gezwungen, die wichtigsten Vokabeln und Ausdrücke in kurzer Zeit zu beherrschen und den Rest mit wilder Gestik und Zeichensprache zu überbrücken. Aber auch komplizierte Zusammenhänge wurden am Schluss zur Routineübung – er wusste meistens eh schon, was für umständliche Stationen wir in der Stadt wieder mal abklappern wollten.

Nur
zu einem hat auch bei ihm nicht gereicht: das Lesen von Stadt- oder Straßenplänen ist im syrischen Denkprozess einfach nicht vorgesehen – und wird es wohl auch nie sein... Und vergessen werden wir Maher sowieso nicht so schnell: auf jedem einzelnen unserer Kleidungsstücke, das wir zur Reinigung gegeben haben, steht irgendwo innen fein säuberlich sein Name zur Wiedererkennung... ☺


Unser Fahrer Maher



Abschied von Palmyra und Lattakia

Zwei Orte sind uns – aus verschiedenen Gründen – während unseres Aufenthaltes besonders ans Herz gewachsen: Palmyra und Lattakia.

Bei Palmyra liegt der Grund auf der Hand: die Oase mit ihren römischen Ruinen ist einfach einzigartig und egal zu welcher Jahres- oder Tageszeit man sie anschaut, es ist immer wieder wundervoll, diesen ganz speziellen Charme und diese Atmosphäre aufzusaugen. Nach rund zehn Besuchen im vergangenen Jahr, den meisten aus beruflichen Gründen, war unser Wiedererkennungswert beim letzten Rundgang dementsprechend hoch, so dass zwischen einer Teeeinladung und der nächsten teilweise nur acht Meter Straße lagen. Somit war das Wochenende voll von herzlichem Händeschütteln, netten Begegnungen und dem vielfach wiederholten Versprechen, dass wir so bald wie möglich wiederkommen werden – insha’allah (so Gott will).


Sonnenuntergang in den Ruinen von Palmyra


Mindestens genauso intensiv war der Abschied von unserem Projektteam in Lattakia. Übernommen als ein Haufen individualisierter Ingenieure, die von Projektarbeit nun wirklich nicht den blassesten Schimmer hatten, entwickelten sie sich durch unsere beharrliche Beratung tatsächlich zu einem Team, das sehr gute Fortschritte bei der Arbeit machte. Ausserdem merkte man, dass die meisten wirklich motiviert waren, von unserer Erfahrung zu lernen und sich zu verbessern.

Auch
hier fiel uns der Abschied sehr schwer, wir wurden am Schluß noch mehrfach eingeladen und sogar beschenkt, die wollten uns gar nicht gehen lassen. Und somit war Lattakia wohl auch der einzige Ort, an dem wir den direkten Eindruck gewonnen hatten, dass unsere Arbeit hier in Syrien doch einen positiven Einfluss hatte!


Liebgewonnene Mitarbeiter im Projektteam Lattakia



Tja, das waren sie also, unsere letzten Eindrücke aus Syrien. In ein paar Tagen geht unser Flieger in Richtung Heimat, und dann können wir uns wieder aktiv an Diskussionen zu Elterngeld, Arbeitsniederlegung und Gesundheitspauschalen beteiligen – aber vielleicht hat Petrus etwas Mitleid mit uns und bereitet uns für den Anfang wenigstens angenehme Frühlingstemperaturen...

Und dann können wir wieder gemütlich am Sonntag- nachmittag in den Biergarten gehen und uns bei schweinefleischlichen Genüssen mit all den lieben Freunden treffen, die wir so lange vermissen mussten – und darauf freuen wir uns jetzt schon!

Ganz liebe letzte Grüße aus Damaskus

اندرياس و ميخايلة

A & M

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März 2006

Damaskus, März 2006


Grüne Grüße aus Damaskus!


Die Phase des bisher größten Andrangs an Besuchern haben wir mittlerweile gut überstanden – in den letzten fünf Wochen kam halb Deutschland nach Syrien, um sich diese einmalige Chance auf einen Besuch hier nicht entgehen zu lassen! Und das schönste daran war: jedem hat es offensichtlich sehr viel Spass gemacht, Land und Leute zu erleben, das Wetter zu geniessen und sich auf dieses „exotische“ Land einzulassen. Vielen Dank an alle, die sich von diversen, teils etwas eigenartigen Medienkampagnen nicht verunsichern liessen und uns hier in unserem selbstgewählten Exil besucht haben!

Aber auch von unserer Seite gibt es mal wieder einiges zu berichten, viel Spass beim Lesen:



Ausflüge

Der Frühling hat hier schon etwas früher als in Deutschland Einzug gehalten, aber wenn man sich anschaut, wie andere Auslandsgenossen in Dubai mit knappen 30°C auskommen dürfen, wollen wir doch gar nicht von Temperaturen reden. Dann lieber von der Atmosphäre in Syrien: eigentlich ein karges Wüstenland, aber zu dieser Jahreszeit gibt es Regionen, die vor Grün nur so strotzen!

Bestes Beispiel sind die römischen Ruinen von Apamea: bei unserem letzten Besuch im Juli vergangenen Jahres war alles kahl und braun von der Sommerhitze. Welch ein Unterschied, dort im blühenden Frühling zu sein, wo ganze Mohnwiesen rote Flecken in die saftig grüne Landschaft zaubern! Dass man dafür auch mal einen kurzen Regenschauer in Kauf nimmt, ist dann schon selbstverständlich. Und nicht zu vergessen die Obstbäume: Mandel, Kirsche und Aprikose blühen in pink, rosé und weiß wild vor sich hin und verwandeln ganze Landstriche in biblische Gärten...


Grüne Wiesen in Apamea


Selbstverständlich war auch mal wieder ein Besuch in Syriens skurrilstem Restaurant „Al Qalaa“ am Krak de Chevalier. Vorgebliche Hauptattraktion ist hier die Lage, denn der Blick direkt auf die besterhaltene Kreuzritterburg beim Mittagessen ist schon allein die Reise wert. Das eigentliche Highlight allerdings ist der Chef Anran: als ungekrönter König der Tunten im Middle East schmeißt er jedes Mal eine fantastische Show, die ihresgleichen sucht! Nicht nur, dass er in verschiedenen Sprachen brilliant parliert („mein Hähnchen ist voll lecker!“) und seine Touristengruppen absolut im Griff hat („il tè e gratis, il resto vale 50 lira, allora volete 20 caffè dolci?“), er gibt auch exzellente Tipps zur Meeresverschmutzung an der Küste („dirty, dirty, dirty“) und ist sich seiner Aussenwirkung durchaus bewußt („I am all beautiful, always!“).

Und mit der Weitergabe seiner privaten
Mobilnummer hat er uns jetzt auch in den Kreis seiner Lieben aufgenommen („next time you come, call before, you will be my guests!“). Wer Anran erleben durfte, weiß wovon wir sprechen – und wer nicht, der ahnt vielleicht, was er verpasst hat...


Mit unserem Freund Anran in seinem Restaurant



Syrischer Verkehr

Ein immer wieder faszinierendes Thema hier ist der Verkehr. Die Dynamik eines syrischen Kreisverkehrs bleibt eines der großen, ungelösten Rätsel des Universums und hat schon Heerscharen von Wissenschaftlern und ausländischen Besuchern in Verzweiflung gestürzt. Interessant ist, dass trotz des scheinbaren Chaos sich meistens alles irgendwie auflöst, weil jeder immer mit einer Dummheit des anderen rechnet. Nur wenn der Verkehrspolizist dann mal seine wohlverdiente, 2minütige Teepause im strömenden Regen auf der Verkehrsinsel einlegt (gell, Cliff?), dann kann es mal kurz zu einem kompletten Verkeilen auf der Kreuzung führen.

Einer der beliebtesten lokalen Verkehrswitze ist der von einem Deutschen, der nach
einem Unfall aussagte, ja, er wäre dem Taxi reingefahren, aber er hätte ja auch Vorfahrt gehabt. Tja, sowas löst beim Syrer allenfalls Lachsalven aus.

Wichtig ist auch die strikte Regelung alles Erlaubten und Unerlaubten durch klare Anweisungen. An roten Ampeln ist eine Uhr installiert, welche die noch verbleibenden Sekunden bis zur nächsten Grünphase anzeigt. Mit dem Resultat eines gellenden Hupkonzertes ab 5 Sekunden vor Ende dieser Zählung – man sollte doch schon mal losfahren. Hupen selbst ist übrigens generell innerhalb der Stadt verboten und an manchen Stellen wird nochmal extra per Schild darauf hingewiesen. Bis zum heutigen Tag konnte jedoch noch kein Nachweis erbracht werden, dass so ein Schild auch nur die kleinste Auswirkung auf die tatsächliche Situation gehabt hätte... Aber wichtig ist ja, dass alles funktioniert, irgendwie, und das tut es ja auch – meistens!


Spezielles Hupverbot von 16 bis 7 Uhr – wirkungslos


Nett ist auch das immer wiederkehrende Ritual bei Reisen über die Landesgrenzen hinaus. Man begibt sich an einem schönen Donnerstag nachmittag in Richtung Servicetaxi- Station. Kaum ist man ausgestiegen, beginnt schon ein wildes Feilschen und Verhandeln inmitten von Schreien „Amman!“, „Beirut!“, jeder Fahrer hat Platz, jeder will einen mitnehmen.

Besonders interessant ist dabei die Art der verfügbaren Vehikel: uralte amerikansche Schlitten, zumeist in leicht ausgeblichenem Zitronengelb, wettereifern mit ihren 5 Sitzgelegenheiten (zwei vorne, drei hinten) um die Gunst der Reisenden. Wenn man sich dann einem der Fahrer ergeben hat, versinkt man tief in den Polstern jener monströsen Gefährte und kommt erst bei einem der obligaten Stopps wieder zum Vorschein. Die Anzahl und Beschaffenheit hängt dabei von mehreren Faktoren ab (Fahrer, seine Bekanntschaften und Aufträge entlang der Strecke, Mitreisende etc.). Unsere letzte Fahrt erfolgte nach der Vier-Stopp-Strategie: Kaffee, Apotheke, Brotladen und Benzin – die beiden Grenzkontrollen sind da nicht mitgezählt.



Amerikanische Servicetaxis nach Libanon und Jordanien



Schätze der Altstadt

Nachdem ja mittlerweile wieder das Ziellos-in- der-Altstadt-Umherwander-Wetter eingekehrt ist, haben wir unsere Spaziergänge durch die jahrtausendalten Gassen wieder aufgenommen und weiter so manches Kleinod entdeckt. Einer unserer beliebtesten Stopps ist dabei der Kunsthandel- und Antiquitätenladen von Ahmed direkt neben den römischen Tempelresten in der Geraden Strasse. Immer zu einem Plausch in gutem Englisch aufgelegt – und fast schon beleidigt, wenn wir mal zwei Wochen lang nicht auftauchen – lädt er uns zum Tee ein und lässt uns in seinen Schätzen stöbern.

Das Angebot ist reichhaltig und verlockend: Boxen und Spiele mit wunderbaren Intarsienarbeiten; handgemachte Tücher und Tischdecken; reich verzierte Metalltischplatten auf hölzernen Beinchen; perlmuttbestückte Vitrinen und Truhen; alte Beduinenkaffeekannen mit langen Hälsen; Silberschmuck etc... Immer wieder ein Genuss uns dort umzuschauen, auch wenn unsere Heimfluggewichtsbegrenzung den ein oder anderen Strich durch unsere Einkaufspläne macht!


Ahmed’s Antiquitätenladen im Obergeschoß


Ja, und all diese Dinge werden wir sicher schrecklich vermissen, wenn wir wieder zurück nach Deutschland gehen – aber dafür kommen wir dann wieder in den Genuss von gehenden Duschen, lauen Grillabenden im Grünen und gemütlichem Beisammensein mit Freunden und Familie... und diese Aussicht ist ebenfalls sehr schön!

Das war es für diesen Monat,

ganz liebe Grüße aus Damaskus nach Deutschland

اندرياس و ميخايلة

A & M

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Februar 2006

Damaskus, Februar 2006


Vorfrühlingshafte Grüße aus Damaskus!


Seit unserer Rückkehr vom Winter-Urlaub in Deutschland ist ja einiges passiert – mal sehen, ob wir davon eine passende Zusammenfassung liefern können... Und nebenbei haben wir schon einen Vorgeschmack auf den Damaszener Frühling erhalten, mit schönem Sonnenschein, zweistelligen Temperaturen und Vögelgezwitscher – aber der Winter wird wohl schon noch ein paar Tage bleiben, bis er sich dann hoffentlich endlich verzieht... Viel Spass beim Lesen!


Aktuelle Situation

Die brennenden Botschaften vor zwei Wochen haben uns an unserem Ankunftstag natürlich auch erstmal schockiert, sowas hatten wir uns hier in Syrien sicherlich nicht erwartet. Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, wurde aber wohl ziemlich schnell klar, dass es sich um eine gezielte Einzelaktion gehandelt hatte und nicht um einen kollektiven Ausdruck der syrischen Gesellschaft gegenüber Ausländern. Ganz im Gegenteil, die meisten Syrer waren ebenso erschrocken, dass so etwas in ihrem Land möglich ist.

Seit jenem Samstag ist es hier absolut ruhig, es gab nicht mal mehr eine Demonstration, und die anti-dänischen Poster, die hier in einigen Ecken rumhängen, sind bereits vor Wochen in Saudi-Arabien und den UAE gedruckt worden. Obwohl wir natürlich nun aufmerksamer unsere Umwelt wahrnehmen, hat sich subjektiv nichts geändert, wir fühlen uns immer noch sehr wohl und herzlich aufgenommen von den Einheimischen, keine Ressentiments irgendwelcher Art. Und interessanterweise haben die Mohammed-Karrikaturen in den hiesigen Medien eine viel geringe Breitenwirkung als in Europa und Deutschland – es gibt interessantere Dinge, mit denen man sich beschäftigen kann... zum Beispiel, dass Syrien vogelgrippefrei ist!!! ;-))


Abendhimmel über Damaskus


Reise ins Landesinnere

Noch im Januar haben wir ein paar Feiertage genutzt, um einen uns unbekannten Teil Syriens zu erkunden, nämlich die Gegend um den Euphrates herum. Nach fünf Stunden Busfahrt durch die Wüste war es dann schon ein Erlebnis, an die grünen Ufer des Flusses zu gelangen, der Kontrast war frappierend.

Allerdings haben wir nicht gerade das beste Wetter erwischt, so dass unsere Ausflüge dort von zweifelhaften Erfolg gekrönt waren: Dura Europos, eine römische Stadt oberhalb des Euphrates, war immerhin im strömenden Regen und knöcheltiefen Matsch noch begehbar und hatte zumindest einen gewissen Charme. Anders dagegen Mari, eine frühzeitliche Kultur um die Zeit 2500 – 1500 v. Chr, dort herrschte „Land unter“, die Ausgrabungen waren wegen Überflutung unzugänglich... So viel zu unserem Trip in die Wüste, aber immerhin haben wir die Annäherung auf 15 km an die irakische Grenze ohne Blessuren überstanden!



Schlammschlacht in Dura Europos


Wir sind dann noch entlang des Euphrates nach Norden gefahren, und dort war das Wetter immerhin etwas besser – diese Gegend zumindest wäre bei schönerem Wetter und ein bißchen höheren Temperaturen sicherlich nochmal einen Besuch wert. Und unsere zwei Tage in Aleppo standen auch ganz im Zeichen des Matsches: nachdem im Souk das Pflaster gerade (bzw. seit Mai letzten Jahres) neu gemacht wird, ging die Schlammschlacht munter weiter...

Und bei diesen Bedingungen die Blutlachen von den zum Opferfest geschlachteten Schafen erfolgreich zu umlaufen und zu überspringen grenzte schon an Akrobatik... Nun gut, wir haben uns dann von einem Altstadtrestaurant zum anderen gefressen und haben das süsse Nichtstun genossen – aber der nächste Besuch wird garantiert bei besserem Wetter erfolgen!


Im „Bauch“ von Aleppo –der Souk


Kunsthandwerk

Wie ja schon des öfteren erzählt, ist Syrien ein absolutes Mekka für Kunsthandwerk jeder Art. Nun haben wir noch etwas neues gefunden: Abu Ahmed heisst eine Werkstatt für mundgeblasenes Glas – ein Metier, dass in Europa wohl ausserhalb von Venedig kaum mehr existiert! In der Mehrheit werden dort Gegenstände des täglichen Lebens hergestellt: Trinkgläser, Teegläser, Vasen, Karaffen, Aschenbecker etc. Für uns natürlich Grund genug, uns mit den teils krummen und schiefen Exemplaren einzudecken – ein wunderbar weiches Gefühl, wenn man so etwas in den Händen hält und am Mund spürt!

Lustig war dann natürlich die Spezialanfertigung, die wir nach Michaelas zeichnerischen Vorgaben anfertigen liessen: zuerst wurden drei Prototypen produziert und wir durften entscheiden, welcher unseren Vorstellungen am ehesten entsprach. Und dann wurde fröhlich drauflos geblasen, so dass wir jetzt 12 Unikate daheim in München stehen haben – und natürlich keines auch nur annähernd so aussieht wie das andere...! ☺



Freie Auswahl beim Glasbläser „Abu Ahmed“


Kulinarisches

Und zum Abschluss nochmal ein kleiner Abstecher in die kulinarische Welt, mit einer besonderen Würdigung für einen kleinen Helden: „Hum Hum“ heisst der winzige Racker, der uns schon so oft das Leben gerettet hat, wenn wir total ausgehungert aus irgendwelchen stundenlangen Meetings herauskamen (das mit den Meetings ist nochmal ein anderes Thema, aber es kann ziemlich grausam sein: fünf Stunden auf arabisch, und dann noch ohne irgendein Ergebnis ist nicht immer sehr förderlich für die Motivation...). Eigentlich nur ein Abklatsch von dem uns bekannten Bounty, jedoch in schweren Notsituationen so nahrhaft und kräftig, dass er sogar deutschen Beratern wieder auf die Beine hilft. Zu erstehen in jedem gutsortierten syrischen Kiosk oder Onkel-Ahmed-Laden, für unschlagbare 5 SYP (= ca. 8 Eurocent) pro Stück – unbedingt zu empfehlen!


Lebensretter „Hum Hum“


Und es gibt noch eine Erfolgsmeldung, an die wir selber schon gar nicht mehr geglaubt haben: der KFC, dessen Bauarbeiten über mehrere Monate hinweg stillstanden, hat nun tatsächlich doch noch eröffnet!!! Das ist insofern bemerkenswert, als dass es die erste internationale Gastronomie-Kette ist, die in Syrien eröffnet hat – zumindest ein Zeichen, dass das Land sich langsam weiter öffnet! Wir haben uns den Besuch am Eröffnungstag natürlich nicht entgehen lassen und uns ein Spicy Chicken gegönnt – nach langer Zeit der Enthaltsamkeit weiss man solche ungesunden Dinge einfach noch mehr zu schätzen...


Der erste KFC in Syrien - 5 Minuten vor unserer Haustüre


So, das war es wieder für jetzt aus Syrien, wir hoffen natürlich, dass die Situation weiter ruhig bleibt (wobei so richtig ruhig wird es in diesem Teil der Welt wohl nie werden, soviel haben wir jetzt mittlerweile schon gelernt). Und wir freuen uns auf die anstehenden Besuche aus der Deutschland, denen wir zumindest einen Einblick in gegenwärtige Heimat geben können und all die schönen Dinge zeigen, die uns hier so faszinieren – inklusive Hum Hum natürlich!!! Und ausserdem ist Syrien wohl das einzige Land der Welt, in dem es aus Angst vor Schnee prophylaktisch schulfrei gibt...

Ganz liebe Grüße aus Damaskus

ةلياخيم و سايردنا

A & M

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Januar 2006

Damaskus, Januar 2006


Ein gesundes und glückliches 2006 aus Damaskus!


Nun stehen wir bereits mit beiden Beinen im neuen Jahr – und wir hoffen, dass 2006 ein Jahr des Friedens und der Freude wird, und am Ende einen deutschen Fußballweltmeister hervorbringen wird!!!! Wir haben die Feiertage genutzt, um uns ein bisschen herumzutreiben in der Region, und unsere Erlebnisse möchten wir natürlich nicht vorenthalten – und diesmal lohnen sie das lesen wirklich, versprochen! ☺


Weihnachten


Nachdem wir in der Woche vor dem Weihnachtsfest kurzfristig eine Woche Urlaub untergejubelt bekamen, haben wir uns endlich über die südliche Grenze gewagt und unseren großen Jordanien-Traum in die Tat umgesetzt – und es war tatsächlich sogar noch viel schöner, als wir uns jemals vorstellen konnten...

Jordan

Unser erster Weg führte uns über den Jordan – und es war schon ein beeindruckendes Gefühl, kurz vor dem Weihnachtsfest an einigen historischen Bibel-Stätten zu stehen: auf dem Berg Nebo, von dem aus Moses das gelobte Land sah; in Bethania, wo Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde; und keine 50 km Luftlinie weg die Städte Bethlehem und Jerusalem... auch wenn der Stacheldraht und die israelischen Fahnen auf der anderen Flussseite nix Gutes verhießen, so war es doch ergreifend – und die 25°C und Sonne haben ihr übriges zu der Erfahrung beigetragen...


Blick von Mount Nebo


Totes Meer

Ebenso die Landschaft um das Tote Meer herum (das übrigens ekelhaft salzig ist und total nach Schwefel schmeckt – pfui!), welches eingerahmt in zwei Bergzüge auf 400 m unter Null liegt... wunderschöne Canyons entlang des Ufers, von Palmen gesäumt... verrückte Salzformationen... heisse Quellen... kleine Strandabschnitte für Sommer- und Winterfrischler... immer wieder Anbauflächen für Obst und Gemüse... einfach eine wunderbare Umgebung...


Salzverkrustungen an der Küste des Toten Meers


Petra

Doch dann hieß es wieder hinauf in die Bergwelt, unserem lange ersehnten Ziel entgegen: Petra, die versteckte Stadt der Nabatäer (und später auch der Römer), eingemeißelt in die rosafarbenen Berge und Schluchten... Volle zwei Tage haben wir versucht, all das zu erkunden, was die letzten 2000 Jahre dort überdauert hat, aber alles haben wir nicht geschafft – aber was wir gesehen haben, war von so einer unglaublichen Schönheit, dass uns immer noch der Mund offen steht wenn wir daran zurück denken...


Das „Khazne Faraun“ am Ende der Eingangsschlucht


Besonderes Glück hatten wir mit der Besuchszeit, denn am ersten Tag (vier Tage vor Weihnachten) waren wir quasi alleine, sowohl in der Schlucht als auch an den meisten Monumenten... das brachte zwar eine erhöhte Aufmerksamkeit seitens der Eseltreiber und der Verkaufsbedouinen, hatte aber zum Vorteil, dass uns am nächsten Tag jeder kannte: „Ach ja, die Deutschen aus Damaskus"!


Das „Kloster" auf einem Aussichtsberg oberhalb der Stadt


Amman

Einen kurzen Abstecher in die Hauptstadt Amman haben wir dann am Ende auch noch eingebunden, und uns mal wieder richtig in einem westlichen Konsumtempel geaalt: Kentucky Fried Chicken, Mrs. Field’s Cookies und zu guter Letzt noch über drei Stunden „King Kong“ auf einer Monsterleinwand – was für eine wunderbare Art, in den Weihnachtstag hineinzufeiern... ;-)

Ein Ausflug nach Jerash war auch noch im Programm, und damit hatten wir auch noch die dritte Must-See-Attraction aus römischer Zeit (nach Palmyra und Baalbek) in Arabien gesehen – aber mit noch mehr Säulenbildern wollen wir Euch jetzt nicht langweilen, obwohl die Überreste wirklich unglaublich gut erhalten und eindrucksvoll waren!


Silvester

Zum neuen Jahr haben wir dann die Chance ergriffen, uns zum ersten Mal privat Palmyra anzuschauen – die „Bride of the Desert“ endlich ohne geschäftliche Verpflichtungen, nur für uns alleine (und ein paar verirrte Japaner)!!! Besonderes Schmankerl war diesmal unsere Unterkunft: das Hotel „Zenobia“ liegt direkt in den Ruinen und blickt auf fast ein ganzes Jahrhundert Existenz zurück – was sich teilweise auch in der Qualität wiederspiegelt...

Wir wissen nicht, ob es unser unbedarftes Lächeln war oder unsere bemühten Arabisch- Versuche, auf jeden Fall haben wurden wir mit dem Zimmer belohnt, in dem vor Zeiten bereits Agatha Christie zu Gast war – eine Aura von Geschichte wehte durch die Gemächer und fügte dem Aufenthalt noch die spezielle Note hinzu. ☺


Das Hotel „Zenobia“ inmitten der Ruinen


So verlief Silvester auch ziemlich ruhig, wenn man von der einen Stunde absieht, die wir in eine äußerst überzogene Veranstaltung hineingerieten: drei Bauchtänzerinnen, eine hässlicher als die andere, sowie eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse aus der Bontempi-Orgel zwangen uns, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Und wir wurden fündig: der Gastgeber eines einfachen lokalen Restaurants hatte für seine einzigen Gäste so viel Zeit, dass wir in einer familiären Runde mit arabischen Geschichten dann doch noch ein einzigartiges Sylvester verbrachten... danach noch ein Gläschen Arrak auf den Treppen des Tempels und 2006 konnte kommen!


Der letzte Sonnenaufgang im Jahr 2005



Ein Ende mit Schrecken

Am Neujahrstag mussten wir leider wieder zurück nach Damaskus, und um uns das Ende unseres romantischen Urlaubs zu versüßen, beschlossen wir, den Abend im besten Restaurant der Stadt mit köstlichen Schlemmereien zu verbringen. Man muss sich vorstellen: das Wasser läuft uns bereits im Munde zusammen, als es plötzlich an unserer Haustüre klingelt. Wir öffnen widerwillig die Türe, und in dem Moment, wo wir das freudige Strahlen eines unserer Fahrer wiedererkennen, wird es uns klar: die berüchtigte syrische Gastfreundschaft - von der wir bisher im Privatleben glücklicherweise verschont blieben - droht uns einen Strich durch unsere Pläne zu machen! Wir konnten diesen Gedanken nicht so schnell zu Ende denken, wie unser Fahrer mitsamt seiner völlig verhüllten Frau (Fledermaus / Kleiderhaufen) in unserer Küche stand und weiterhin fröhlich strahlend tütenweise Essen abstellte, um uns auf Arabisch klar zu machen, dass wir jetzt mit ihm und seiner Frau essen werden...

Selbst nach 8 Monaten in diesem Land hat uns so eine Situation in eine komplett sprachlose Hilflosigkeit versetzt – wir haben die beiden einfach nur mit offenem Mund in völliger Verblüffung angeschaut... Nachdem wir uns wieder gefasst hatten, haben wir sie dann höflich wieder vor die Tür gesetzt und den Abend doch noch in unserem Lieblingsrestaurant verbracht. So lässt es sich vielleicht verhindern, dass sich ähnliche Aktionen wöchentlich wiederholen... in sha’allah....


Nach langer Abwesenheit werden wir Ende Januar mal wieder in München einschweben, um ein bißchen von dem wunderbaren deutschen Winter zu kosten – das kann er nämlich nicht so besonders, der Syrer...

Wir freuen uns sehr darauf, Freunde und Familie bald wieder in natura zu sehen und zu erleben, und wir werden uns auch anstrengen, ein anständiges Wetter mitzubringen – so Gott will!!!

Bis hoffentlich bald in gewohnter Umgebung,

mit ganz lieben Grüßen aus Damaskus

اندرياس و ميخايلة

A & M

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Dezember 2005

Damaskus, Dezember 2005


Frohe Weihnachten – ! ميلاد مجيد


Auch wenn dieser Newsletter etwas früher als gewohnt kommt, so gibt es dafür doch einen triftigen Grund: wir möchten die beschauliche Adventszeit nutzen, um unserer Familie und allen unseren Freunden ein wunderbares und friedvolles Weihnachtsfest zu wünschen! Wir haben uns ja entschieden, dieses Weihnachten in Arabien zu verbringen, und da wir nächste Woche auf Urlaub in Jordanien weilen, ist das die letzte Möglichkeit vor dem 24.12. – und die wollen wir natürlich nicht verstreichen lassen!

Also lasst es Euch gut gehen an den Feiertagen und geniesst die Zeit, aber jetzt lehnt Euch erstmal zurück und teilt mit uns die neuesten Erlebnisse syrischer & arabischer Kultur:


Ausflüge

Auf einer unserer letzten Projektfahrten in den hohen Norden, an die Mittelmeerküste von Lattakia, haben wir noch zwei kleine Abstecher gemacht:

Ugarit / Ras Shamra

Diese archäologische Stätte, zu phönizischen Zeiten die größte Stadt am Mittelmeer, brachte einen der bekanntesten Schätze Syriens zu Tage: das erste geschriebene Alphabet, ein kleiner Stein von gerade mal 4 x 10 cm (heute im Museum in Damaskus) stammt von ca. 1.600 v. Chr. und ist der Vorläufer unserer heutigen Schreibweise von einzelnen Buchstaben (im Gegensatz zu den damals gebräuchlichen Silben- oder Hyroglyphenschreibweisen). Heute sind dort zwar nur noch ein paar Ruinen und Grundmauern sichtbar, aber der Blick über die Orangenhaine in der Ebene sind zu dieser Jahreszeit unschlagbar!


Ehemaliger Palasteingang in Ugarit


Jableh

Das römische Amphitheater von Jableh steht – bildhübsch eingebunden – mitten im Ortskern und ist eines der besterhaltensten im ganzen Land: Grund genug, dort einen Zwischenstopp einzulegen! Aber womit wir nicht gerechnet hatten war, dass sich drumherum ein wunderbarer Obstsouk schlängelt, auf der alle Frische der Küstenregion feilgeboten wird: Orangen, Granatapfel, Bananen, Äpfel, Zitronen – ein wahres Freudenfest der Farben! Und somit traten wir dann schwer bepackt die Heimreise an.... ☺


Souk und Amphiteather von Jableh


Libanon

Vergangenes Wochenende haben wir dann wieder mal unseren Sehnsuchts-Anfall nach der westlichen Welt bekommen und haben uns nach Beirut bewegt: zum Shoppen, zum Essen und zum Gut-Gehen-Lassen! Besonderes Highlight sind neben den obligaten Starbucks-Besuchen (diesmal bei 24°C in der Sonne Mitte Dezember...) auch die opulenten Fischessen – der Libanese versteht sich schon auch auf das Thema kulinarische Köstlichkeiten!

Dem Hard Rock Café noch einen Besuch abgestattet, warme Pullis für den sicherlich bald einziehenden Winter besorgt, die Badewanne im Hotel genossen und dann wieder die Heimreise in das wohlige Damaskus angetreten: ein perfekter Wochenendausflug à la Wahlsyrer!

Libanon hat gerade im kulturellen Bereich noch sehr viel zu bieten, und eine Fahrt entlang der Küste und vielleicht auch in die Berge steht in unserer To-Do-Liste für nächstes Jahr ganz weit oben – solange die Situation ruhig bleibt...


Starbuckssche Glückseligkeit in der Beiruter Wintersonne



Damaszener Vergnüglichkeiten

Damit nicht der Eindruck entsteht, wir würden hier in Syrien möglicherweise verhungern oder gar zu kurz kommen und müssten deshalb nach Libanon ausbüchsen, eine kleine Richtigstellung: Essen gehen – und das sehr gut – ist eine der Hauptbeschäftigungen, die uns hier in Damaskus die Abende versüsst! Gerade die unendlichen Vorspeisenbuffets sind sowohl ein optischer als auch kulinarischer Genuss von besonderer Qualität – man muss sich eigentlich vorher entscheiden, auf welches der Gerichte man denn heute verzichten kann und will!!!


Vorspeisenbuffet auf syrische Art


Ebenfalls eine regelmässige Anlaufstelle für unsere Gelüste ist unser Nussshop mitten in der Altstadt: direkt an einer der meistbefahrensten Strassen gelegen ist er eine wahre Oase der Sinne – und auch selten hektisch, was vielleicht auch mit dem Durchschnittsalter des Personals (weit über 70) zusammenhängen könnte..!

Eine wunderbare Auswahl und die Top-Qualität machen ihn einfach unverzichtbar für unsere wöchentlichen Hamstertrips, gerade jetzt in der kälteren Jahreszeit: in Teig gepackte Erdnüsse mit Currygeschmack, Käse-Chili-Cashews, gesalzene Kürbiskerne etc... und natürlich der Klassiker: gesalzene Pistazien (die wir das letzte Mal frisch aus der Röstung und noch warm serviert und abgepackt bekommen haben, ganz weich, die sind auf der Zunge zergangen...)!


Unser Nussdealer in der Altstadt


Weitere Pläne und Besuch

Wie oben schon erwähnt sind wir ab kommenden Freitag für eine Woche in Jordanien unterwegs, um unter anderem die berühmte Felsenstadt Petra zu erleben und den Salzgehalt des Toten Meeres zu testen. Weihnachten selbst werden wir dann wohl in Damaskus sein, während wir Silvester in Palmyra verbringen werden. Unser nächster Trip nach Deutschland steht dann Ende Januar auf dem Plan – der voraussichtlich letzte vor Vertragsende im kommenden Frühjahr!

All die positiven Besuchsberichte haben offensichtlich dazu beigetragen, dass sich nun ein paar von Euch noch zu einer Reise nach Syrien entschlossen haben – was dazu führt, dass unsere Kapazitäten mittlerweile quasi erschöpft sind! Solltet Ihr noch Pläne hegen, dann setzt Euch mit uns in Verbindung, vielleicht können wir noch ein Zeitfenster finden – aber es wird eng..... ☺

Und wer immer noch denkt, dass Syrien rückständig ist, hier der Gegenbeweis: im Duty Free Shop gibt es aktuell bereits die ersten Schokoladen-Osterhasen im Angebot sowie einen Osterkalender (sic!) mit Schokolädchen – kann Deutschland da mithalten, hm???


Wir wünschen Euch ein fröhliches Weihnachtsfest, verbringt schöne und geruhsame Tage und lasst Euch reich beschenken – und vergesst nicht, dass wir uns über E-Mails und sonstige Formen der Kommunikation aus der Heimat immer riesig freuen!!!

Liebe Grüße aus dem – momentan noch – warmen Damaskus

اندرياس و ميخايلة

A & M


Syrischer Weihnachtsbaum

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