Freitag, 5. Januar 2007

Januar 2006

Damaskus, Januar 2006


Ein gesundes und glückliches 2006 aus Damaskus!


Nun stehen wir bereits mit beiden Beinen im neuen Jahr – und wir hoffen, dass 2006 ein Jahr des Friedens und der Freude wird, und am Ende einen deutschen Fußballweltmeister hervorbringen wird!!!! Wir haben die Feiertage genutzt, um uns ein bisschen herumzutreiben in der Region, und unsere Erlebnisse möchten wir natürlich nicht vorenthalten – und diesmal lohnen sie das lesen wirklich, versprochen! ☺


Weihnachten


Nachdem wir in der Woche vor dem Weihnachtsfest kurzfristig eine Woche Urlaub untergejubelt bekamen, haben wir uns endlich über die südliche Grenze gewagt und unseren großen Jordanien-Traum in die Tat umgesetzt – und es war tatsächlich sogar noch viel schöner, als wir uns jemals vorstellen konnten...

Jordan

Unser erster Weg führte uns über den Jordan – und es war schon ein beeindruckendes Gefühl, kurz vor dem Weihnachtsfest an einigen historischen Bibel-Stätten zu stehen: auf dem Berg Nebo, von dem aus Moses das gelobte Land sah; in Bethania, wo Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde; und keine 50 km Luftlinie weg die Städte Bethlehem und Jerusalem... auch wenn der Stacheldraht und die israelischen Fahnen auf der anderen Flussseite nix Gutes verhießen, so war es doch ergreifend – und die 25°C und Sonne haben ihr übriges zu der Erfahrung beigetragen...


Blick von Mount Nebo


Totes Meer

Ebenso die Landschaft um das Tote Meer herum (das übrigens ekelhaft salzig ist und total nach Schwefel schmeckt – pfui!), welches eingerahmt in zwei Bergzüge auf 400 m unter Null liegt... wunderschöne Canyons entlang des Ufers, von Palmen gesäumt... verrückte Salzformationen... heisse Quellen... kleine Strandabschnitte für Sommer- und Winterfrischler... immer wieder Anbauflächen für Obst und Gemüse... einfach eine wunderbare Umgebung...


Salzverkrustungen an der Küste des Toten Meers


Petra

Doch dann hieß es wieder hinauf in die Bergwelt, unserem lange ersehnten Ziel entgegen: Petra, die versteckte Stadt der Nabatäer (und später auch der Römer), eingemeißelt in die rosafarbenen Berge und Schluchten... Volle zwei Tage haben wir versucht, all das zu erkunden, was die letzten 2000 Jahre dort überdauert hat, aber alles haben wir nicht geschafft – aber was wir gesehen haben, war von so einer unglaublichen Schönheit, dass uns immer noch der Mund offen steht wenn wir daran zurück denken...


Das „Khazne Faraun“ am Ende der Eingangsschlucht


Besonderes Glück hatten wir mit der Besuchszeit, denn am ersten Tag (vier Tage vor Weihnachten) waren wir quasi alleine, sowohl in der Schlucht als auch an den meisten Monumenten... das brachte zwar eine erhöhte Aufmerksamkeit seitens der Eseltreiber und der Verkaufsbedouinen, hatte aber zum Vorteil, dass uns am nächsten Tag jeder kannte: „Ach ja, die Deutschen aus Damaskus"!


Das „Kloster" auf einem Aussichtsberg oberhalb der Stadt


Amman

Einen kurzen Abstecher in die Hauptstadt Amman haben wir dann am Ende auch noch eingebunden, und uns mal wieder richtig in einem westlichen Konsumtempel geaalt: Kentucky Fried Chicken, Mrs. Field’s Cookies und zu guter Letzt noch über drei Stunden „King Kong“ auf einer Monsterleinwand – was für eine wunderbare Art, in den Weihnachtstag hineinzufeiern... ;-)

Ein Ausflug nach Jerash war auch noch im Programm, und damit hatten wir auch noch die dritte Must-See-Attraction aus römischer Zeit (nach Palmyra und Baalbek) in Arabien gesehen – aber mit noch mehr Säulenbildern wollen wir Euch jetzt nicht langweilen, obwohl die Überreste wirklich unglaublich gut erhalten und eindrucksvoll waren!


Silvester

Zum neuen Jahr haben wir dann die Chance ergriffen, uns zum ersten Mal privat Palmyra anzuschauen – die „Bride of the Desert“ endlich ohne geschäftliche Verpflichtungen, nur für uns alleine (und ein paar verirrte Japaner)!!! Besonderes Schmankerl war diesmal unsere Unterkunft: das Hotel „Zenobia“ liegt direkt in den Ruinen und blickt auf fast ein ganzes Jahrhundert Existenz zurück – was sich teilweise auch in der Qualität wiederspiegelt...

Wir wissen nicht, ob es unser unbedarftes Lächeln war oder unsere bemühten Arabisch- Versuche, auf jeden Fall haben wurden wir mit dem Zimmer belohnt, in dem vor Zeiten bereits Agatha Christie zu Gast war – eine Aura von Geschichte wehte durch die Gemächer und fügte dem Aufenthalt noch die spezielle Note hinzu. ☺


Das Hotel „Zenobia“ inmitten der Ruinen


So verlief Silvester auch ziemlich ruhig, wenn man von der einen Stunde absieht, die wir in eine äußerst überzogene Veranstaltung hineingerieten: drei Bauchtänzerinnen, eine hässlicher als die andere, sowie eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse aus der Bontempi-Orgel zwangen uns, so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Und wir wurden fündig: der Gastgeber eines einfachen lokalen Restaurants hatte für seine einzigen Gäste so viel Zeit, dass wir in einer familiären Runde mit arabischen Geschichten dann doch noch ein einzigartiges Sylvester verbrachten... danach noch ein Gläschen Arrak auf den Treppen des Tempels und 2006 konnte kommen!


Der letzte Sonnenaufgang im Jahr 2005



Ein Ende mit Schrecken

Am Neujahrstag mussten wir leider wieder zurück nach Damaskus, und um uns das Ende unseres romantischen Urlaubs zu versüßen, beschlossen wir, den Abend im besten Restaurant der Stadt mit köstlichen Schlemmereien zu verbringen. Man muss sich vorstellen: das Wasser läuft uns bereits im Munde zusammen, als es plötzlich an unserer Haustüre klingelt. Wir öffnen widerwillig die Türe, und in dem Moment, wo wir das freudige Strahlen eines unserer Fahrer wiedererkennen, wird es uns klar: die berüchtigte syrische Gastfreundschaft - von der wir bisher im Privatleben glücklicherweise verschont blieben - droht uns einen Strich durch unsere Pläne zu machen! Wir konnten diesen Gedanken nicht so schnell zu Ende denken, wie unser Fahrer mitsamt seiner völlig verhüllten Frau (Fledermaus / Kleiderhaufen) in unserer Küche stand und weiterhin fröhlich strahlend tütenweise Essen abstellte, um uns auf Arabisch klar zu machen, dass wir jetzt mit ihm und seiner Frau essen werden...

Selbst nach 8 Monaten in diesem Land hat uns so eine Situation in eine komplett sprachlose Hilflosigkeit versetzt – wir haben die beiden einfach nur mit offenem Mund in völliger Verblüffung angeschaut... Nachdem wir uns wieder gefasst hatten, haben wir sie dann höflich wieder vor die Tür gesetzt und den Abend doch noch in unserem Lieblingsrestaurant verbracht. So lässt es sich vielleicht verhindern, dass sich ähnliche Aktionen wöchentlich wiederholen... in sha’allah....


Nach langer Abwesenheit werden wir Ende Januar mal wieder in München einschweben, um ein bißchen von dem wunderbaren deutschen Winter zu kosten – das kann er nämlich nicht so besonders, der Syrer...

Wir freuen uns sehr darauf, Freunde und Familie bald wieder in natura zu sehen und zu erleben, und wir werden uns auch anstrengen, ein anständiges Wetter mitzubringen – so Gott will!!!

Bis hoffentlich bald in gewohnter Umgebung,

mit ganz lieben Grüßen aus Damaskus

اندرياس و ميخايلة

A & M

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